Dienstag, 5. Januar 2010

Prolog (2)


Das steinerne Grabmal, von Wind und Regen fast unkenntlich gemacht, bebte, als die Gestalten sich darum formierten. Ärmel wurden zurück geschoben und Arme, die nicht alle nur menschlich waren, streckten sich dem Stein entgegen. Eine helle Frauenstimme flüsterte jene Worte, die nicht wieder ausgesprochen gehörten.
Der Boden erzitterte, erst leicht und kaum spürbar, dann heftiger und der Stein bewegte sich zögernd. Mit der Wut der Erde wurde auch das Wirken des Findlings stärker, schien er sich bestätigt zu fühlen, in dem, was er tat. Er dehnte sich aus und feine Risse zogen Furchen über seine Schale. Die Anführerin derer, die die verbotene Magie benutzten, sog kraftvoll mit nach oben gerichtetem Antlitz magiegeschwängerte Luft in ihre Lungen und richtete dann unvermittelt mit einem einzigen Ausatmen ihre schlanken Finger auf ihr Ziel. Gewaltige Blitze, vollgesogen mit reiner Energie, schossen vom Himmel und zerschmetterten das Grabmal unter großem Getöse.
Ein Seufzen erklang, fast unhörbar vor den Lauten der herbeigezwungenen Natur und dann durchdrang ein Schrei das plötzliche Schweigen. Die Welt schien still zu stehen und die Aufmerksamkeit aller richtete sich auf den schwarzen Schatten, der sich anstelle des Steines dem Himmel entgegen erhob. Er streckte sich, als sei er viel zu lange eingesperrt gewesen, dann schnüffelte er und schließlich richteten sich seine Augen auf die Personen, die einige Schritte vor ihm standen. Diese Augen waren rot gerändert und es blitzte golden aus ihnen heraus.


0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen