Sonntag, 17. Januar 2010

Kapitel 1 (gesamt)


Reyna schreckte hoch und wusste sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Verwirrt blinzelte sie in das Halbdunkel des Raumes und seufzte.
Der Tisch hielt sich gerade eben noch in einer gefährlichen Schräglage, da die Holzscheite unter seinem kurzen Bein verrutscht waren. Die Flasche, in der eine halb herunter gebrannte Kerze steckte, stand nach wie vor aufrecht in der Mitte des Tisches, aber nur, weil das nach unten getropfte Wachs sie dort festhielt.
Die in Leder gebundenen Bücher und die losen Blätter hatten weniger Glück gehabt. Sie waren unweigerlich auf den Boden gerutscht und teilweise sogar in das am Abend benutzte Geschirr gefallen.
Das war nicht gut, denn es waren nicht ihre eigenen Bücher und das mit dem Tisch in letzter Zeit einmal zu oft passiert. Zum Glück waren die Becher nicht aus Glas oder Porzellan, wie jene im Turm, denn sonst wäre ihnen ein unheilvolles Schicksal bestimmt gewesen. Aber auch das beständigste Holz bekam irgendwann unweigerlich ein paar Risse, wenn man es hin und her warf.
Sie rollte mit den Augen und wollte sich gerade aufsetzen, als der Boden erneut zu vibrieren begann. Erst ganz sacht, waren seine Bewegungen kaum zu spüren und sie glaubte schon, sich geirrt zu haben. Aber dann begann ihr Waschgeschirr auf dem kleinen Beistellschrank an der Wand gleich neben der Tür zu klirren und in dem Maße, wie der Boden seine Bewegungen verstärkte, so schwoll auch das Klappern an. Wie gut, dass die Schüssel, in die man das Waschwasser aus dem Krug goss, fest am Holz des Schrankes befestigt war.
Die Hände fest an den Bettkasten geklammert, wagte sie kaum zu atmen und wurde ziemlich durchgeschüttelt. Feiner Staub und Mörtel rieselten von Wand und Decke und bewegten sich wabernd durch die Luft. Einige der losen Blätter flatterten vom Tisch, auch das letzte Buch rutschte mit einem Knall zu Boden und verfehlte dabei nur knapp einen der Teller.
Reyna hustete, als die Erde wieder langsam zur Ruhe kam und hörte dann auch schon die ersten gedämpften Schreie. Wütend entspannte sie sich im Liegen und schloss die Augen. Es war doch jedes Mal das gleiche! Und schon wieder nicht angekündigt!
Mit einem heftigen Ausatmen schlug sie die Augen wieder auf und quälte sich lustlos aus dem Bett, denn an Schlaf war in dieser Nacht ohnehin nicht mehr zu denken.
Barfuss ging sie über die kalten Holzdielen durch die Gräue der endenden Nacht hinüber zur Fensterfront und öffnete das Glas, um hinauszusehen. Der Geräuschepegel nahm abrupt zu und sie roch sofort, dass wieder irgendetwas in Flammen aufgegangen war.
So weit nach vorn gelehnt, wie sie konnte, drehte sich Reyna mit aufgestützten Ellenbogen den Kopf nach rechts und sah hinauf zum Turm.
Die schlanke Konstruktion, die Reyna immer an eine langstielige Rosenknospe erinnerte und die sich bis weit in den Himmel zog, war hell erleuchtet. Hinter allen Öffnungen strahlte gelbes, grünes oder purpurfarbenes Licht, was bedeutete, dass jeder einzelne Magier an was auch immer hier geschehen war, beteiligt gewesen sein musste. Großartig!
Aber Zephyrim, ihr Arbeitgeber, sollte sich bloß nicht einbilden, dass sie diesmal so einfach darüber hinweggehen würde. So eine große Sache hätte nun wirklich angekündigt werden können und er hatte ganz eindeutig ein paar direkte Worte verdient!
Plötzlich blinzelte sie, als ihr Blick sich auf das obere Ende des Turmes richtete. War das Einbildung? Nein, die Knospe war tatsächlich in Bewegung geraten und schien sich zu öffnen. Doch da war noch mehr. Graue Schatten bewegten sich im Nebel.
Sie erschrak.
Die Magier hatten die Drachen gerufen? Dann musste etwas geschehen sein und etwas ernstes noch dazu. Aber was immer es war, es ging nur die Magier etwas an.
Die Leine, die sie zwischen ihrem Fenster und einem des Nachbarhauses gespannt hatte, um ihre Wäsche zu trocknen, pendelte hin und her, als sich ein Rabe auf ihr niederließ.
Reyna zuckte zusammen und wäre fast vorn über gefallen, konnte sich im letzten Moment aber noch fangen und starrte das Tier wütend an. Langsam hüpfte der Rabe näher und sie stöhnte.
Da öffnete sich im Haus gegenüber, schräg unter ihr im zweiten Stockwerk, ein Fenster und ein verschlafenes Gesicht starrte hinaus. Reyna lächelte und gab ihrer Freundin ein paar Augenblicke, um sich zu orientieren.
Zilli hatte unverkennbares rotes Haar, welches ihr in kurzen Wellen auf die Schultern fiel und ihre Sommersprossen auf der kleinen, spitz zulaufenden Nase wurden von Jahr zu Jahr immer mehr. Sie lebte zusammen mit ihrer Mutter und zwei Schwestern in einem Raum, der kleiner war als Reynas eigener, aber sie beklagte sich nie.
Zuerst starrte sie nach unten in die enge Seitengasse, die die beiden Häuser trennte. Als Kinder hatten sie noch mit ausgestreckten Armen durchlaufen können, aber jetzt waren sie beide der Enge dort unten entwachsen. Außerdem wurde es schon am frühen Nachmittag stockfinster da unten und man konnte nie wissen, was vor einem auf dem Boden lag und sich vielleicht gar noch bewegte.
Zilli reckte sich nun auch so weit vor, wie sie nur konnte und spähte hinauf zum Turm. „Verfluchte Magier“, brummelte sie ungehalten.
„Lass das nicht deine Mutter hören“, antwortete ihr Reyna halb mahnend und halb spöttisch mit grinsendem Gesicht.
Zilli ruderte, aus dem Gleichgewicht gebracht, kurz mit den Armen, fing sich dann wieder und blickte wütend nach oben. Als sie erkannte, wer da mit ihr gesprochen hatte, lächelte sie leicht verschämt und nickte. Dann deutete sie auf den Raben.
„Muss ja enorm wichtig sein, wenn er dir jetzt seinen Diener schickt.“
Reyna nickte. „Glaube ich auch.“
Zilli lächelte noch breiter.
„Und? Willst du dich nicht beeilen?“
Reyna schob, doch ein wenig errötend, die Lippen vor und schüttelte den Kopf. „Soll er doch sehen, wie er ohne mich zurechtkommt. Vielleicht begreift er ja dann, dass er auch nur ein Mensch aus Fleisch und Blut ist.“
Sie grinsten sich beide an, bis Zilli auf mehrere Rauchsäulen auf der gegenüberliegenden Seite des Turmes deutete. „Was denkst du, ist es diesmal?“
Reyna zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Vielleicht wieder ein Kornspeicher. Oder eine der alten Mühlen.“
„Ich glaube, es ist die Brauerei.“
Sie sahen sich verschwörerisch in die Augen.
„Eine Tüte Saure Drops?“, fragte Reyna und Zilli nickte lächelnd.
„Ja gut, abgemacht. Aber jetzt muss ich sehen, was Mutter diesmal an Entschuldigungen findet“, erklärte sie mit einem Seufzer.
Reyna lächelte still in sich hinein. Zillis Mutter war hier in Espiral unter der Herrschaft des fünften Turmes geboren und das hatte sie natürlich sehr geprägt. Anders in etwa als ihre Kinder, die trotz der gleichen Herkunft kein so unerschütterliches Vertrauen in die Magier und ihre Türme besaßen.
Reyna schrak aus ihren Gedanken auf, als Schwalbe, der Rabe, vor ihr auf das Fensterbrett hüpfte. Sie musterte ihn, ohne das Gesicht zu verziehen und fragte sich nicht zum ersten Mal, wie Zephyrim diesem hässlichen Tier so einen Namen hatte geben können.
„Ja gut, komm rein. Ich bin gleich soweit.“
Missmutig ließ sie ihn hinein und schloss sorgfältig das Fenster.
Der Rabe schwebte mit ausgebreiteten Flügeln auf den gefährlich schräg stehenden Tisch und ließ sich auf der oben stehenden Kante nieder. Reyna wusste nie wieso, aber in diesen Momenten hatte sie immer das Gefühl, er mache sich über sie lustig.
Heftig ausatmend wandte sie sich ab und streifte sich das Nachthemd über den Kopf. Das Wasser auf dem Beistellschrank war noch genau dort, wo es sein sollte und Reyna war wieder einmal froh über Noes Voraussicht. Ihre Zimmergenossin war zwar nur zwei winzige Jahre älter, aber verhielt sich stets so, als seien es zwanzig.
Hinter ihr erklang ein lauter Rumps, als der Tisch unter Schwalbes Gewicht doch noch nachgab und in sich zusammenfiel. Reyna zuckte zusammen und runzelte wütend die Stirn.
„Sieh dir das an!“, fuhr sie den schwarzen Vogel an, der sich auf das Bettgestell gerettet hatte. Es war ja eigentlich nicht seine Schuld, aber sie war so wütend, dass sie gern jemanden angeschrieen hätte. Vorzugweise Zephyrim, aber der war nicht da – und selbst wenn, sie hätte es niemals gewagt gegen ihn das Wort zu erheben – und so musste eben sein Diener herhalten.
„Das werde ich melden und du wirst mir alles davon ersetzen!“ Wobei sie sich nicht sicher war, ob dieses seltsame Tier irgendetwas besaß oder überhaupt nur über sich selbst entscheiden konnte.
Sie spürte, wie er sie beobachte, als sie sich bückte, um die Bücher zu retten. Sein Blick kam ihr wie immer so durch und durch menschlich vor, dass ihr mit Nachdruck bewusst wurde, dass sie noch immer nackt im Zimmer stand.
Sie blinzelte ihn wütend an, ließ sich allerdings Zeit damit, zum Schrank zu gehen, um ihre Sachen zu holen. Jene von gestern Abend musste Noe mitgenommen und in die Wäscherei gegeben haben. Sie arbeitete seit kurzem Nachts, was aber noch niemand weiter wusste. Wie immer fühlte Reyna dankbare Zuneigung zu dem hellhaarigen Mädchen und nahm sich vor, dieses mit etwas Schönem zu überraschen.
Als sie die braune, eng anliegende Hose trug und darüber das weiße, einfache Hemd, den dunkelgrünen Wams, der hinten bis an die Knie reichte, vorn bis knapp zur Hüfte, fühlte sie sich bedeutend wohler. Sie schlurfte hinüber zum Bett und griff, auf diesem sitzend, zu ihren Socken. Danach zwängte sie sich in ihre knielangen, schwarzen Stiefel und nahm, noch im Aufstehen, ihren weinroten, bodenlangen Umhang.
„Zufrieden?“, maulte sie den Raben an und deutete seine Kopfdrehung als Zustimmung. „Ist ja gut, ich mach ja schon.“
Sie hielt ihren rechten Arm ausreichend lange neben sich, dass Schwalbe auf ihm Platz nehmen konnte und öffnete die Tür.
In den meisten anderen Räumen war schon niemand mehr, wurde Reyna schnell klar, als sie auf dem Flur stand. Keinerlei Geräusche, kein Knarren, Scheppern oder Fluchen war zu hören. Die meisten Bewohner dieses Hauses hatten, anders als Reyna und Noe, Familie und Freunde am Stadtrand beim Turm und dieser war für gewöhnlich am heftigsten betroffen. So war also alles auffallend still und Reyna nahm an, dass obendrein noch eine Versammlung auf einem der zentralen Plätze einberufen worden war. Die Herolde mussten hier schon vorbeigekommen sein und sie runzelte etwas verärgert die Stirn. Es hatte ihr niemand bescheid gesagt und dabei müssten alle wissen, wie tief ihr Schlaf war und dass man auf ihrer Seite des Hauses nichts von den Dingen mitbekam, die auf der Hauptstraße passierten. Nun gut, vielleicht hatten die anderen auch gedacht, Noe hätte ihr schon bescheid gesagt, aber diese musste noch bei ihrem geheimnisvollen Arbeitgeber sein, was ihre Nachbarn nicht wissen konnten, da Noe das nicht wollte.
Versöhnlicher gestimmt setzte Reyna ihren Weg fort und ignorierte standhaft das antreibende Ziepen von Schwalbes Schnabel in ihren Haaren.
Auf der Treppe blieb sie kurz stehen und betrachtete stirnrunzelnd die feinen Risse, die die Wände bekommen hatten. Da musste der Hausverwalter sicher einen Bauherren holen lassen und würde dies garantiert auf den Mietpreis aufschlagen. Der missmutige, dickbäuchige Mann wartete schon ein volles Jahr darauf, genau das tun zu können und nun war seine Gelegenheit da.
Im zweiten und schließlich im Erdgeschoss bot sich ihr das gleiche Bild. Manchmal waren auch kleinere Stücken von den Wänden gebrochen und feiner Staub rieselte durch die Luft. Seufzend öffnete Reyna die Tür, die nach draußen führte. Also wenigstens hätten die Magier es ankündigen können! Es war ja im Prinzip nichts dagegen einzuwenden, dass sie ihrer Magie nachgingen, ganz im Gegenteil, es erleichterte ja ihrer aller Leben ungemein. Doch musste es immer in Erdbeben, Gewitterstürmen und Feuerkugeln enden?
Mit einem Schaudern dachte sie an ihren ersten Tag bei Zephyrim, als sie etwas berührt hatte, was sie nicht hätte berühren dürfen. Das war ihr eine Lehre gewesen und sie hatte danach nie wieder den Wunsch verspürt, dies zu wiederholen. Oder gar selbst die Kunst der Magie zu erlernen, so wie Zephyrim es ihr angeboten hatte, als er merkte, dass sie sich eingehender mit gewissen Dingen beschäftigt hatte, als seine früheren Gehilfen.
Auf der Straße herrschte ein reger Menschenverkehr, obwohl auch gelegentlich Angehörige anderer Rassen zu entdecken waren. Und natürlich die in Rot und Gold gekleideten Lakaien, die halb Mensch und halb Tier waren. Manchmal besaßen sie eine außergewöhnliche Körpergröße und schüchterten mit ihren Hundegesichtern nicht nur Reyna ein. Oft sah man auch zarte, elegante Gestalten mit Katzen- oder Vogelgesichtern vorbeihasten. Je nach Vorliebe ihres Erschaffers im fünften Turm.
Es gab zwar nun seit einigen Monaten die Vereinigung zur Rettung der Lakaien, die behauptete, es sei falsch, Rassen und Lebewesen zu kreuzen, ja sogar wider der Natur, aber kaum jemand nahm sie ernst. Niemand konnte sich ein Leben ohne die hilfreichen Kreaturen vorstellen.
Reyna wandte sich nach links und fügte sich in den Strom ein. Die Häuserfront, die gegenüber ihres Wohnhauses lag, war nur Verheirateten vorbehalten und sie sah durch die unteren, hell erleuchteten Fenster, wie Frauen und Kinder mit dem Einsammeln der Scherben begannen.
Die Straße mündete nach etwa einhundert Metern in eine der Hauptadern, die unweigerlich zum Turm führten und dort nahm der Verkehr zu. Unzählige Sänftenträger kämpften sich mit derben Worten durch die, für sie sehr ärgerlichen Hindernisse herum, versuchten trotzdem im Fluss zu bleiben und ihren Gast nicht allzu sehr durchzurütteln. Vereinzelte Reiter sahen es schließlich ein und stiegen von ihren Pferden oder den viel größeren Valdronen, die mit ihren grünen Zungen und gelben Zähnen schon mal nach der Menge schnappten. Doch trugen sie Maulkörbe, wie es vorgeschrieben war. Trotzdem zuckten die Leute vor den riesigen Biestern zurück, die meist schon mit ihrem Geruch abschreckten und dennoch die schnellsten Geschöpfe in Kherat–Nazin waren und noch darüber hinaus.
Reyna registrierte das alles nur am Rande. Viel mehr interessierte sie die Dämmerung und der Gedanke, dass sie heute eigentlich ihren freien Tag gehabt hätte. Schwalbe regte sich auf ihrem Arm, als er ihren schnelleren Herzschlag spürte und sie presste den Arm fester an ihren Körper, hielt dann auch noch schützend ihre Hand vor ihn. Es hätte keinen Sinn gemacht ihn fliegen zu lassen, er hätte sich nicht bewegt, denn sein Auftrag lautete, sie zu Zephyrim zu bringen. Das ging seiner Meinung nach aber offenbar nur so. Furchtbarer Vogel!
Endlich erschienen die gusseisernen Tore vor ihr, die zu der riesigen Parkanlage führten, welche den Übergang zum Turmgelände ankündigte. Die meisten Straßenlaternen waren aufrecht stehen geblieben, aber einige waren doch eingeknickt, was eine deutliche Erschütterung des Bodens verriet. Sie wurden zwar inzwischen von einigen Lakaien wieder aufgerichtet, doch Reyna runzelte trotzdem die Stirn. Irgendetwas war nicht richtig.
Schwalbe wurde ebenfalls unruhiger, als der Turm hinter den Bäumen auftauchte. Reyna machte sich nach nur einem Blick keine Gedanken mehr um die Knospe, die der Turm darstellte, er wirkte stets so unzerstörbar, ihm konnte nichts passieren. Das hohe Ende, die eigentliche Knospe, verlor sich im mittlerweile glutroten Himmel und so konnte sie nichts ausmachen, was dort oben vor sich ging. Zusätzlich hatte sich eine weiße Wolkenfront um den Turm zusammengerafft und zog die Aufmerksamkeit der Leute förmlich auf sich.
„Schon gut“, murmelte sie grübelnd zu dem schwarzen Raben. „Du musst nicht fliegen.“
Sie beeilte sich, die weißen Marmorstufen hinter sich zu lassen und den Park zu durchqueren. Überall waren Menschen, vereinzelt Elfen, Draaks, sogar Hyde und sie strebten ebenso dem Turm zu. Am Hauptportal drängten sie sich zusammen und Reyna huschte zu einem der Nebenportale, die nur den im Turm arbeitenden Bewohnern Espirals vorbehalten waren. Sie hielt den Raben so, dass er gleich gesehen wurde und sie sich nicht damit aufhalten musste, das Schriftstück vorzuzeigen, welches sie ohnehin nicht dabei hatte.
„Alles klar soweit in der Stadt?“, fragte ein schwarzhaariger Ritter des Wolfsordens.
„Ja, wird schon wieder“, antwortete Reyna lächelnd, daran denkend, dass die Ritter manchmal Frau und Kinder in der Stadt besaßen. Unehelich, da ihnen die Bindung an etwas oder jemanden außerhalb des Ordens verboten war.
Er nickte und Reyna blieb kurz stehen, wo er doch schon so redselig war.
„Wie steht’s mit dem Turm? Hat uns ja ganz schön durchgeschüttelt.“ Sie versuchte ein Grinsen, aber es wurde wohl doch mehr ein Zähneknirschen.
Sein Gesichtsausdruck wurde ernst und er senkte die Stimme, obwohl niemand weiter anwesend war. „Die Magier laufen herum wie verrückt gewordene Hühner. Irgendetwas muss sie ganz schön erschreckt haben.“ Als er Reynas bestürzten Gesichtsausdruck sah, fügte er hastig hinzu: „Aber sicher nur, weil Lori wieder mal Mist gebaut hat. Der Turm ist beständig, er steht seit tausend Jahren.“
Reyna nickte, obwohl ihr flau im Magen wurde. „Sicher.“ Sie lächelte den bärtigen Mann ein letztes Mal an und öffnete dann die Tür. Lori. Der arme alte Magier, der stets so zerstreut war, wurde gern von den anderen herangezogen, wenn wieder einmal ein Regenschauer über die Stadt hernieder ging, obwohl es Hochsommer war und einer der großen Festtage noch dazu.
Sie hielt sich nicht lange in dem kleinen Vorraum auf und trat auch durch keine der Durchgangstüren, sondern strebte gleich zu den Aufzügen. Sie berührte eine der violett leuchtenden Kugeln, die mit der Wand verbunden waren und wartete. Nach wenigen Augenblicken verkündete ein gedämpfter Rumps, dass der kleine Raum unten angekommen war. Die Tür schob sich zur Seite und ein Ritter trat mit zwei Vogellakaien heraus. Sie blickten recht wütend zurück und der Ritter blies die Enden seines Schnurrbartes entrüstet zur Seite.
Reyna machte ihnen bereitwillig Platz und betrat dann selbst den vier mal fünf Schritte großen Raum. Ihr wurde ganz elend, als sie den gelangweilten Magieschüler erkannte, der auch ausgerechnet heute seinen Dienst hier versehen musste. Glan Valdur war nicht etwa unfähig, er hatte nur einfach selten die Motivation etwas länger durchzuhalten und so versuchte er, seine Laune durch unhaltbare und meist gefährliche Aktionen aufzubessern. Entweder man fuhr dann so schnell nach oben, dass es einem die Füße vom Boden hob oder man landete in einem völlig anderen Teil des Turms, als eigentlich beabsichtigt. Was nicht selten zu Peinlichkeiten führte. Reyna hatte nie verstanden, warum man den Jungen nicht längst davongejagt hatte, aber es war natürlich nicht an ihr, einer einfachen Espiralerin, dies zu beurteilen.
Leise und so unauffällig wie möglich, murmelte sie den Namen Zephyrims und hoffte inständig, dass dieser dem Jungen nicht erst vor kurzem eine Strafe aufgebrummt hatte, was dessen Unmut hätte schüren können.
Schwalbe vergrub seinen Kopf in Reynas schulterlangem, braunen Haar, als die Tür zuglitt und sich der kleine Raum in die Höhe hob. Es war ein seltsames Gefühl und das nicht nur, weil sie wusste, dass der Aufzug praktisch im Nichts hing, ohne Halterung oder Sicherheitsnetz. Andererseits hatte sie auch noch nie davon gehört, dass es einmal einen Unfall mit einem der Aufzüge gegeben hatte. Trotzdem war sie jedes Mal froh, wenn sie endlich oben angekommen war. Nur fünf Atemzüge später und damit schneller als gewöhnlich, hielt der Aufzug und Glan Valdur grinste sie an.
„Bitte sehr, die Dame“, sagte er galant. Reyna runzelte die Stirn, denn veralbern konnte sie sich auch selbst. Aber sie wollte nicht unhöflich sein – nicht bei ihm – und antwortete nicht ganz ernst: „Danke, der Herr.“ Er verneigte sich und sie konnte sich dem Lachen seiner hellen Augen nun doch nicht mehr entziehen und kicherte beim Aussteigen. Nach zwei Schritten schlug sie sich die Hand vor den Mund und fühlte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. Doch hatte sie keine Zeit darüber nachzudenken, denn Schwalbe kniff sie mit dem Schnabel, so dass sie ihren Griff lockerte, was er ausnutzte, um sich in die Luft zu erheben. Einer seiner Flügel streifte ihr Gesicht und sie blinzelte verärgert.
„Du hast lange gebraucht!“, fuhr sie eine tiefe Männerstimme an. Eine schwarze Wolke waberte an ihr vorbei und ergoss sich schließlich in ein dickes, zylindrisches, hüfthohes Gefäß. Tentakel lösten sich und färbten sich grün sobald sie die kristallenen Wände berührten, aber sie strebten nicht hinaus.
„Igare Halin“, sagte die gleiche Stimme fast singend und die Wolke färbte sich durchsichtig, bevor sie verschwand.
„Also. Was hast du zu deiner Entschuldigung vorzubringen?“ Die violetten Augen des Magiers richteten sich auf sie. Zephyrim war der Nachkomme so ungefähr jeden Volkes, das es gab und auch wenn er in erster Linie menschlich wirkte, so war es ein Blick aus diesen Augen sicher nicht.
„Es herrscht Chaos. Ich bin nicht gut vorangekommen“, leierte sie herunter. Er hatte diese Worte schon einmal zu oft gehört und nur die Götter wussten, warum er sie jedes Mal als wahr akzeptierte. Er nickte auch diesmal, den Raben auf seinem Arm balancierend. Sein Gewand reichte bis zum Boden und war mit Silberfaden bestickt. Die Farbe schwankte je nach Lichteinfall von schwarz zu dunkelblau zu Purpur und manchmal war es erschreckend, wie sehr es seine Augen betonte.
„Ich habe einen Auftrag für dich, aber es eilt.“ Er drehte sich um und setzte den Vogel auf einem goldenen Gestell ab. Sie selbst durfte sich hier noch nicht einmal auf den wackeligen Holzstuhl setzen, der neben dem Aufzug stand.
Das Beben hatte in den Gemächern und Laboratorien Zephyrims nach einem ersten, spähenden Blick offenbar nicht so viel Unordnung verursacht, wie Reyna es zunächst angenommen hatte und doch mehr, als gewöhnlich. Das Aufräumen konnte aber unmöglich länger als bis zum Mittag dauern, was gut war, denn dann würde sie vielleicht doch noch etwas von diesem Tag haben. Mit zusammengepresstem Kiefer dachte sie daran, dass sie noch einen Tisch zu reparieren und Bücher zu ersetzen hatte. Sie lief ein paar Schritte zu einer abseits liegenden Tür und holte von dort Besen, Eimer und Lappen. Als sie sich umdrehte, stand Zephyrim hinter ihr und starrte sie wütend an.
„Was tust du da?“
Reyna runzelte die Stirn. Was glaubte er denn wonach es aussah?
„Leg das weg und komm!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sich der Magier um. Er hatte die dunklen Haare zu vielen kleinen Zöpfen geflochten, die bei der Bewegung leise klackten, weil die Perlen darin aneinander gerieten. Neuerdings flocht er sich auch bunte Wollfäden in einige der Zöpfe, was ihm so langsam das Aussehen eines bunten Paradiesvogels verlieh. Aber das würde sie ihm nie sagen, denn er war, obwohl er es sicher nie zugeben würde, sehr eitel.
Der weite Raum, in den sie ihm vom Vorraum der Aufzüge aus folgte, war voller Gläser, Flakons, großen und kleinen Kesseln, Tieren in Käfigen und natürlich Büchern. Unzählige Papiere und Pergamentrollen lagen herum, aber Reyna wusste, dass Zephyrim das eben so wollte. Wehe sie fasste sie an!
„Du musst unbedingt eine Botschaft für mich überbringen“, sagte der Magier, immer noch den Rücken zu ihr gewandt.
Reyna rollte mit den Augen. Da war sie nun extra hierher gekommen und das an ihrem freien Tag und sollte schon gleich wieder gehen. Das Aufräumen würde sich dann sicher bis in den Nachmittag hineinziehen. Warum konnte keiner der Lakaien seine dämlichen Botschaften überbringen, wie die der anderen Magier auch?
Zephyrim wühlte in den Büchern und Schriftrollen auf einem schwarzlackierten Stuhl, die meisten fielen hinunter, aber er nahm kaum Notiz davon. Als er offenbar nicht gefunden hatte, was er suchte, ging er hinüber zu einem der Tische und setzte seine Suche dort fort. Die Tiere in den Käfigen – Echsen, Ratten, Raben und diverse Mischungen daraus – schrieen und grunzten aufgeregt, als übertrage sich die Stimmung ihres Meisters auf sie.
„Ehrenwerter, wohin soll ich gehen?“ Reyna hoffte nur, es war nicht allzu weit entfernt. In der Stadtmitte vielleicht und bitte nicht am anderen Ende Espirals, sie hatte wirklich keine Lust so weit zu laufen.
„Du musst zum dritten Turm“, murmelte Zephyrim zerstreut. So wie heute, hatte sie ihn wirklich noch nie erlebt. Er schwankte von einer Emotion zur nächsten, dabei war er so wankelmütig nun auch wieder nicht.
Reyna lachte leise, weil sie dachte, er hätte einen Scherz gemacht. Schnell wurde ihr nach einem Blick in seine Augen klar, dass es nicht so war. „Was?! Das kann ich nicht!“ Da würde sie ja Wochen unterwegs sein, durch unwegsames Gebiet obendrein und mitten hinein in den Osten. Nein, es ging wirklich nicht. Was dachte sich dieser Mann nur?
Zephyrim war näher getreten und seine Augen blitzten förmlich, als er sie in seinen Bann zog. Er hatte das schon früher getan und auch wenn sie wusste, dass man auf sie aus irgendeinem Grund keine mentalen Gedanken übertragen konnte, jagte es ihr doch immer aufs Neue Angst ein.
„Du bist die Einzige, die ich schicken kann. Ich werde dir Schwalbe mitgeben, er wird dich schon von Dummheiten abhalten, aber gehen musst du!“ Seine Stimme klang wirklich eindringlich.
Reyna schüttelte nur den Kopf und runzelte im Abwenden ihrer Augen die Stirn. „Aber ...“, begann sie.
Zephyrim war mit einem Schritt bei ihr und fasste sie an den Schultern.
„Du verstehst das nicht und ich kann es dir auch nicht erklären. Aber es ist wichtig! Sie müssen gewarnt werden, denn das, was wir so sehr gefürchtet haben, ist eingetreten.“ Er ließ sie mit einem Seufzer los und drehte sich um. „Es dir einfach zu befehlen hätte keinen Sinn, ich weiß.“ Er lachte kurz auf. „Du tust nie so ganz das, was man dir sagt.“
Reyna wusste nicht, ob sie wegen dieser Aussage rot werden sollte oder nicht, aber schließlich stimmte es und sie fühlte sich deswegen nicht schuldig. Darum sah sie ihn an und wartete darauf, dass er sich wieder umdrehte.
„Hat es etwas mit dem Beben von heute zu tun? Damit, dass es nicht angekündigt war?“ Mit einem Ruck wandte er sich um, blickte ihr in die Augen und sie wusste, sie hatte ins Schwarze getroffen.
„Aber warum verwendet Ihr nicht die magischen Spiegel, um mit den anderen Magiern im dritten Turm zu sprechen?“
Zephyrim seufzte. „Das geht nicht, es ist zu gefährlich. Irgendetwas stört ihren Empfang. Keine Botschaft kommt dort an, wo sie sollte, manche werden auch gar nicht erst übertragen. Bitte, Mädchen, es ist wichtig!“
Reyna schluckte und nickte dann. Sie hatte von Anfang an ein ungutes Gefühl gehabt und nun hatte es sich offenbar bestätigt.
„Also gut, ich gehe. Aber Ihr müsst dafür sorgen, dass Noe davon erfährt. Sie würde mich sonst überall suchen.“
Der Magier schien ihr gar nicht richtig zugehört zu haben und suchte schon wieder zwischen seinen Schriften nach etwas. Irgendwie hatte er wohl ihr Einverständnis vorausgesetzt und sie runzelte wütend die Stirn, bis ihr einfiel, wie Noe sie damals gewarnt hatte. Wer sich mit den Magiern einließ, musste mit Problemen rechnen. Sie hätte auf ihre Freundin hören und sich nicht vom Verdienst blenden lassen sollen.
Zephyrim gab ein freudiges Geräusch von sich, als er fand, wonach er bisher erfolglos gesucht hatte. Er hielt ein Lederband in seinen Händen, an dem ein runder, flacher, grauer Stein befestigt und in dessen Mitte ein Rubin eingelassen war. Das Rot glänzte im Licht der magischen Flammen, die hier alles erhellten und Reyna erkannte in dem grauen Stein seltsame Symbole.
„Das ist es“, flüsterte Zephyrim. „Das ist das Siegel.“ Er sah Reyna mit seinen violetten Augen an, als falle ihm gerade erst ein, dass sie auch da war. „Das musst du unbeschadet zum dritten Turm bringen.“
Reyna beugte den Kopf, als der Magier ihr das Band um den Hals legte. Der handtellergroße Stein war gar nicht so schwer, wie sie anfangs gedacht hatte, vielmehr spürte sie sein Gewicht kaum.
„Aber was soll ich ihnen sagen?“, fragte sie ihren Arbeitgeber, als der keine Anstalten machte, ihr noch etwas, zum Beispiel einen Brief, mitzugeben.
„Du brauchst ihnen nichts zu sagen, sie werden das Siegel erkennen, wenn sie es sehen und wissen, was zu tun ist.“
Reyna sah ihn zweifelnd an und hoffte, es stimmte, denn sie würde nicht gern eine so weite Reise völlig umsonst machen.
„Gut, dann komm.“ Der Magier winkte sie hinter sich her und sie begriff, dass er ihr wirklich keine Zeit lassen würde, sondern erwartete, dass sie sofort und ohne Verzögerung aufbrach. Der Rabe flog hinter ihnen her und ließ sich auf der Schulter Zephyrims nieder.
Reyna hoffte, dass sie ein Pferd nehmen durfte und keinen Valdronen. Diese rochen immer etwas streng und besaßen überhaupt ein sehr launisches Wesen.
Sie gingen hinaus in den kleinen Vorraum und kaum, dass sie diesen betreten hatten, schob sich auch schon die Tür zu den Aufzügen zur Seite. Glan Valdur saß mit unbeweglicher Miene und steifen Gliedern da und schaute ihnen entgegen. Bei Reynas Anblick schienen seine Augen weicher, aber es konnte auch sein, dass sie sich das nur einbildete.
„Ich übernehme“, sagte Zephyrim zu Glan und dieser hielt sich artig abseits.
Diesmal war nicht viel zu spüren, als sich der Aufzug in Bewegung setzte. Als sich die Tür allerdings wieder öffnend zur Seite schoben, klappte Reynas Mund nach unten. Sie waren nicht hinunter zu den Ställen gefahren. Sie befanden sich mitten in der Knospe, ganz oben im Turm.
Eine große, ebene Fläche ganz in Weiß breitete sich vor ihnen aus. Begrenzt wurde sie in der Ferne von einem hüfthohen verzierten Geländer, das aber nur ein sichtbares Hindernis zwischen der Plattform und dem Nichts aus Luft sein sollte. Es waren ebenso magische Barrieren errichtet worden, damit niemand hinunterfiel.
Zephyrim ging voraus und winkte Glan aus einem, Reyna völlig unverständlichen Grund, ihnen zu folgen.
Die Plattform war nicht leer. Überall eilten Magier geschäftig umher. Männer und Frauen in bodenlangen Gewändern, in allen möglichen und unmöglichen Farben, die man sich vorstellen konnte, liefen zwischen den zahlreichen Aufzügen und der Ebene hin und her. Magieschüler bewegten sich zwischen ihnen und auch Lakaien.
Reyna schaute sich mit großen Augen um. Hier oben war sie noch nie gewesen und beinahe hätte sie den Anschluss an ihren Arbeitgeber verloren, hätte Glan sie nicht am Arm gepackt hinter sich hergezogen.
Die Luft war dünn und kalt, vor den Barrieren bewegte sie sich milchig weiß hin und her. Schatten zogen durch sie hindurch und Reyna wurde klar, dass sie gleich einem Drachen so nahe kommen würde, wie niemals zuvor.
Zephyrim bewegte sich selbstsicher durch die Masse an Magiern, die jedem Volk, das es gab, angehörten. Sie machten ihm ganz bereitwillig Platz, manchmal voller Respekt und manchmal, das erstaunte Reyna, mit Angst in ihren Augen.
Glan hielt sie noch immer am Arm, doch sie machte sich mit brennenden Wangen von ihm los und redete sich ein, es werfe ein schlechtes Licht auf sie.
Zephyrim blieb dicht vor dem verzierten Geländer stehen und hob beide Arme. Sofort waren etliche Schüler herangetreten und im Halbkreis um sie herum stehen geblieben.
Die Barriere zitterte merklich auf und gab dann plötzlich eine Öffnung frei. Nebel wallte herein, aber ein rothaariger Schüler, fast schon ein erwachsener Mann, trat ungerührt durch die Öffnung hindurch und sprang. Reynas Mund entwich ein Schreckenslaut, der ihr die Aufmerksamkeit aller anderen einbrachte. Sie lachten sie aus. Alle, außer Glan, der böse in die Menge schaute, bis sich die Blicke abgewendet hatten.
Ein Schatten flog dicht an der Öffnung vorbei und Reyna erkannte schwarze, lederne Flügel. Sie huschten so schnell vorbei, dass der Nebel heftig aufwallte und nichts richtig zu erkennen war.
Ein Schüler nach dem anderen trat zu der Öffnung und sprang hinab, dann folgte ein Schatten, wieder ein Schüler und wieder ein Schatten. Solange, bis niemand außer Reyna, Glan und Zephyrim übrig geblieben war.
Der Magier winkte sie heran.
„Du weißt, was du zu tun hast“, sagte er und blickte ihr tief in die Augen. Als sie die Aufgabe wiederholen wollte, winkte er rasch ab und sie fragte sich, ob er vielleicht argwöhnisch gegenüber dem Schüler war.
Die violetten Augen wandten sich von ihr ab und richteten sich auf Glan. „Du wirst sie sicher zum dritten Turm bringen und dafür sorgen, dass man sie vorlässt.“
Glan nickte ernsthaft, obwohl er nicht so wirkte, als habe er mit dieser Aufgabe gerechnet.
„Aber ...“, begann Reyna heftig, zu überrascht, um mehr zu sagen. Das war nicht abgemacht! Sie brauchte keinen Aufpasser!
Zephyrim unterbrach sie. „Er weiß, wie man mit dem Drachen umgeht. Er wird ihn in Schach halten und dafür sorgen, dass er euch sicher an euer Ziel bringt.“
Sie schluckte, weil sie ihm glaubte, dass dies nötig werden könnte. Drachen konnten sehr wohl gefährlich werden und Reyna hatte keine Ausbildung erhalten wie Glan.
In diesem Augenblick fasste sie den Entschluss, bei ihrer Rückkehr sofort zu kündigen. Diese Magier waren einfach nichts für sie und es zahlten auch andere Berufe anständige Verdienste.
Schwalbe gab einen seiner krächzenden Laute von sich und warnte sie damit vor, dass er sich auf ihrer Schulter niederlassen würde. Das gefiel ihr gar nicht, sie hätte ihn lieber auf dem Arm gehabt, aber den nahm schon wieder Glan und trat mit ihr zu der Barrierenöffnung.
Kühle Luft strömte Reyna entgegen, ihr Haar flatterte im Wind und sie wagte es nicht, nach unten zu sehen.
„Viel Glück“, murmelte Zephyrim hinter ihr, doch ehe sie sich noch einmal umdrehen konnte, war Glan auch schon gesprungen und hatte sie mit sich gezogen. Weiß umhüllte Reyna und sie hatte das Gefühl zu schweben.
Dann fiel sie.


4 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Bin gerade auf deinen Blog gestoßen. Ich finde die Idee super und sobald ich Zeit habe, werde ich mir auch die Kapitel durchlesen.

LG Sarig

Jadé Lynn hat gesagt…

Danke für dein Lob, Sarig! Freue mich über jedes Feedback, ob per Kommentarantwort oder E-Mail.
Leider funktioniert der Link zu deinem Profil nicht, da kann ich nicht schmökern kommen.^^

Max Martens hat gesagt…

Hallo Jadé Lynn!

Habe gerade verzweifelt nach Kontaktdaten von dir gesucht, ich probiere es einmal so, vielleicht kannst du per Mail mit mir Kontakt aufnehmen: m.martens@freihafen.org

Es geht um folgedes: Ich bin vom Jugendmagazin FREIHAFEN aus Hamburg (www.freihafen.org). In jeder unserer Ausgaben lassen wir einen Blogger zu Wort kommen, diesmal zum Thema selbstgemacht. Da sind wir auf deinen Blog gestoßen.
Es würde uns freuen, wenn du einen kleinen Artikel für uns schreiben würdest. Noch mehr würde es uns freuen, wenn du uns schnell antwortest, weil wir bald drucken.

Viele Grüße,
Max Martens

Jadé Lynn hat gesagt…

Schön, dass Du reinschaust, Max. Du kannst mich unter der_achte_turm[at]gmx.de erreichen, aber ich werde gleiche eine Mail schreiben.

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