Freitag, 15. Januar 2010

Kapitel 1 (7)


Der Magier schien ihr gar nicht richtig zugehört zu haben und suchte schon wieder zwischen seinen Schriften nach etwas. Irgendwie hatte er wohl ihr Einverständnis vorausgesetzt und sie runzelte wütend die Stirn, bis ihr einfiel, wie Noe sie damals gewarnt hatte. Wer sich mit den Magiern einließ, musste mit Problemen rechnen. Sie hätte auf ihre Freundin hören und sich nicht vom Verdienst blenden lassen sollen.
Zephyrim gab ein freudiges Geräusch von sich, als er fand, wonach er bisher erfolglos gesucht hatte. Er hielt ein Lederband in seinen Händen, an dem ein runder, flacher, grauer Stein befestigt und in dessen Mitte ein Rubin eingelassen war. Das Rot glänzte im Licht der magischen Flammen, die hier alles erhellten und Reyna erkannte in dem grauen Stein seltsame Symbole.
„Das ist es“, flüsterte Zephyrim. „Das ist das Siegel.“ Er sah Reyna mit seinen violetten Augen an, als falle ihm gerade erst ein, dass sie auch da war. „Das musst du unbeschadet zum dritten Turm bringen.“
Reyna beugte den Kopf, als der Magier ihr das Band um den Hals legte. Der handtellergroße Stein war gar nicht so schwer, wie sie anfangs gedacht hatte, vielmehr spürte sie sein Gewicht kaum.
„Aber was soll ich ihnen sagen?“, fragte sie ihren Arbeitgeber, als der keine Anstalten machte, ihr noch etwas, zum Beispiel einen Brief, mitzugeben.
„Du brauchst ihnen nichts zu sagen, sie werden das Siegel erkennen, wenn sie es sehen und wissen, was zu tun ist.“
Reyna sah ihn zweifelnd an und hoffte, es stimmte, denn sie würde nicht gern eine so weite Reise völlig umsonst machen.
„Gut, dann komm.“ Der Magier winkte sie hinter sich her und sie begriff, dass er ihr wirklich keine Zeit lassen würde, sondern erwartete, dass sie sofort und ohne Verzögerung aufbrach. Der Rabe flog hinter ihnen her und ließ sich auf der Schulter Zephyrims nieder.
Reyna hoffte, dass sie ein Pferd nehmen durfte und keinen Valdronen. Diese rochen immer etwas streng und besaßen überhaupt ein sehr launisches Wesen.
Sie gingen hinaus in den kleinen Vorraum und kaum, dass sie diesen betreten hatten, schob sich auch schon die Tür zu den Aufzügen zur Seite. Glan Valdur saß mit unbeweglicher Miene und steifen Gliedern da und schaute ihnen entgegen. Bei Reynas Anblick schienen seine Augen weicher, aber es konnte auch sein, dass sie sich das nur einbildete.
„Ich übernehme“, sagte Zephyrim zu Glan und dieser hielt sich artig abseits.
Diesmal war nicht viel zu spüren, als sich der Aufzug in Bewegung setzte. Als sich die Tür allerdings wieder öffnend zur Seite schoben, klappte Reynas Mund nach unten. Sie waren nicht hinunter zu den Ställen gefahren. Sie befanden sich mitten in der Knospe, ganz oben im Turm.


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