Samstag, 23. Januar 2010

Kapitel 2 (4)


Auf den Hauptverkehrsadern ging es recht belebt zu, im Gegensatz zu gewöhnlichen Tagen. Noe achtete darauf, unerkannt ein Teil der Masse an Körpern zu bleiben und sich dem Treiben anzupassen. Dass sie in die entgegengesetzte Richtung des Turmes wollte, machte es ihr dabei aber nicht besonders einfach und sie schuf sich ein hohes Maß an Konzentration.
Espiral war seit einigen Wochen randvoll mit Draaks und sogar Hyden und niemand wusste wieso. Es war fast, als würden diese aus dem Norden stammenden Lebewesen vor etwas fliehen und sich nun nach einer neuen Siedlungsmöglichkeit umsehen. Sie strebten unaufhaltsam dem Turm zu, da sie sicher die Hilfe der Magier dabei in Anspruch nehmen wollten, von denen auch einige diesen Völkern angehörten. Noe schnaubte.
Draaks waren gar nicht in der Lage zusammenhängend zu denken und es musste ein Akt der Höflichkeit der Turmmagier sein, einen von ihnen in ihre Reihen aufzunehmen. Höflichkeit und die Hoffnung, dass sich diese hässlichen Krötenwesen ruhig verhielten und keinen Ärger machten.
Die Hyde waren filigrane, blauhäutige Wesen mit durchschimmernder Haut, die eigentlich in keinem anderen Klima, als dem des hohen, tiefen Nordens überleben konnten. Wie sie sich das Leben hier in dieser völlig anderen Klimazone vorstellten, war Noe nicht ganz klar. Vielleicht hatten aber all diese Völker auch einen völlig anderen Grund sich hier aufzuhalten. Wer wusste das schon? Sie knirschte mit den Zähnen, als ihr klar wurde, dass es darauf nur eine Antwort gab: Die Magier. Und wieder einmal waren sie alle diesen hilflos ausgeliefert.
Nein, nicht hilflos. Eine Schutzwehr hatten die Bewohner noch.
Die Schwarze Garde.
Eine Organisation, der auch Noe angehörte, die im Geheimen operierte und sich dem Schutz der freien Welt vor den Magiern verschrieben hatte. Sie existierte schon einige Jahrhunderte, aber erst in den letzten fünfzig Jahren war Bewegung in sie gekommen, als sich einige der kleineren Kasten zusammengeschlossen und entschieden hatten, einen gemeinsamen Vorsitzenden zu wählen.
Noe murrte ungehalten, als sie warten musste, weil die Kreuzung total verstopft war mit Sänftenträgern und Valdronenreitern. Noch nicht ganz aus der Stadt hinaus, hatten man den grünzüngigen, stinkenden Tieren bereits die Maulkörbe abgenommen und die Sänftenträger hatten alle Hände voll zu tun, sich die Viecher vom Leib zu halten. Noe ging auf Abstand und rieb sich die Nase, weil der Geruch einfach unerträglich war. Sie bleckte die Zähne, als sie daran denken musste, dass sie sehr viel schneller voran kommen würde, wenn sie sich nach oben auf die Dächer der Stadt absetzen würde, wie sie es in der Nacht meist tat. Am Tag allerdings war es ihr verboten worden, weil man schließlich nie wissen konnte, wer darauf aufmerksam wurde.
Sie bog noch mehrmals ab und schlenderte dann unauffällig in eine der kleinen Seitengassen. Dort wartete sie und lauschte, aber als alles ruhig blieb, ging sie zu einer Tür, die halb in einem Haus und halb im Boden eingelassen worden war.
Von der Straße aus konnte Noe nicht mehr gesehen werden und sie war sich auch ziemlich sicher, dass ihr niemand gefolgt war. Also hob sie das sperrige Holz, das trotzdem nicht einen Laut von sich gab, vorsichtig an und verschwand dann im Inneren.


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