Mittwoch, 17. Februar 2010

Kapitel 2 (7)


Noe biss sich auf die Lippe, um nur keinen Ton von sich zu geben. Sie wollte Reyna nicht beunruhigen und setzte sich langsam auf den harten Stuhl. Sie spürte die Blicke des anderen Mädchens, lächelte und griff dann zum Löffel. Einfach nur Suppe, einen Schluck nach dem anderen.
„Was ist mit dir?“, fragte Reyna.
„Nichts, was soll mit mir sein?“ Sie hatte keine Schmerzen und das versuchte sie in diese Frage zu legen. Die blauen Augen verdunkelten sich.
Als Noe sich für einen weiteren Löffel hinunterbeugte, sprang Reyna urplötzlich auf und riss ihr die zerrissene Bluse hoch, die sie unter dem kurzen Umhang eigentlich hatte verbergen wollen. Und stieß einen leisen Schrei des Unglaubens aus.
„Wer hat dir das angetan?“ Tränen schimmerten in ihren Augen.
Mein Meister, hätte ihr Noe beinahe geantwortet. Er war unzufrieden. Ich habe etwas falsch gemacht und muss nun mit den Konsequenzen leben, ganz einfach. Aber das konnte sie unmöglich sagen, also fing sie an, die andere zu belügen.
„Ich bin dazwischen gegangen, als einer der Lakaien ausgepeitscht wurde. Das war ungerechtfertigt. Das fand der Ritter aber nicht besonders gut, also habe ich auch noch was abbekommen.“
Reyna sah sie ungläubig an. „Ein Ritter hat das getan?“
Klar, die arbeiteten für den Turm, da konnten sie ja nichts tun, was dieser Welt schadete. Aber sie schwieg nur mit zusammengepressten Zähnen und nickte.
„Zieh das aus, ich muss die Wunden säubern.“
Noe wusste nicht, ob ihr Meister das erlaubte, aber im Moment würde sie wohl kaum etwas dagegen unternehmen können. Es war kalt im Zimmer und sie spürte, wie die feinen Härchen auf ihrer Haut sich aufstellten. Unangenehm berührt hielt sie den rechten Arm vor ihre Brüste, da stellte sich auch etwas auf und das musste Reyna nicht unbedingt sehen.
Vorsichtig glitt ein feuchter Lappen über ihren Rücken und das Wasser in der Schüssel färbte sich rasch rot.
„Ich werde Zephyrim bitten, mir eine Heilsalbe herzustellen, er kann so etwas ziemlich gut.“
Noe zuckte zusammen. „Ich will nichts von einem Magier!“ Als Reyna ihr widersprechen wollte, warf sie ihr einen scharfen Blick über die Schulter zu. Eines Tages würde die andere Fragen stellen und Noe wusste nicht, was sie dann antworten sollte. Vielleicht ging es ihnen beiden so und vielleicht hangelten sie sich deswegen auch an bestimmten Themen vorbei.
Ein Geräusch am Fenster ließ Noe aufsehen. Sie blickte direkt in die schwarzen Augen eines Raben.


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